Dämmung für den Camper Ausbau
Das Thema Dämmung führt beim Ausbau vom Transporter zum Camper in Foren und bei Youtube regelmäßig zu heißen Diskussionen.
Es folgt eine kurze subjektive Darstellung der verfeindeten Lager:
Dabei gibt es häufig 3 große Lager: Die regierende Partei mit dem Grundsatz „Alles außer Armaflex schimmelt“, dann die starke Opposition der „Mineralwolle/Styropor ist besser/günstiger“ und die kleinen kreativen Fraktionen, hier genannt: „Die Alternativen: Hanf und co.“.
Dabei herrscht grundsätzlich die Meinung der „Armaflexler“,
dass alles andere anfängt zu schimmeln und dass eine Bekehrung der Ungläubigen
ein wichtiger Teil der Dämm-Gesellschaft ist.
Die Mineralwollen-Opposition ist sich der hohen Dämmleistung sicher und
kritisiert, dass Armaflex bei Minus 20
Grad Außentemperatur und plus 20 Grad Innenraumtemperatur deutlich zu wenig Dämmleistung
habe. Außerdem sei der Preis zu hoch.
Schwer haben es die kleinen Fraktionen. „Die Alternativen: Hanf und co.“ wird
von der regierenden Partei sowie der Opposition gleichermaßen für ihre
alternativen Dämmmethoden kritisiert. Schimmel, fehlende Dämmleistung. Die
Fraktionen haben es besonders schwer bei der Meinungsäußerung.
Anbei noch eine bildliche Darstellung..
Gewaltenteilung in der Dämmungs-Gesellschaft:
Nun aber zurück zur Sachlage.
Das Thema Dämmung beschäftigt vermutlich jeden, der in seinem Camper Ausbau auch bei frischeren Temperaturen übernachten möchte.
Wir haben uns schlussendlich für eine Isolierung des Campers mit Armaflex XG entschieden. Die Unterschiede zwischen Armaflex ACE, XG und AF haben wir in einem extra Beitrag zusammengefasst.
Welche Aufgaben übernimmt eine Dämmmung?
Schallschutz:
Auch wenn es hierzu noch einen separaten Beitrag geben wird, möchten wir an dieser Stelle den Schallschutz nennen. Denn bei Regen, Hagel und anderen Geräuschen von außen ist eine Dämmung sehr angenehm. Im Camper Ausbau ist dies typischerweise Alubutyl, welches direkt auf die großen, glatten Flächen aus Blech ohne Versteifungen, Sicken oder Kanten geklebt wird. Dadurch erfolgt eine Resonanzdämpfung, d.h. Schwingungen und damit Schallwellen werden nicht mehr so frei übertragen. Armaflex hat übrigens ganz ähnliche Eigenschaften, sodass eine Benutzung von beidem, Armaflex und Alubutyl nicht notwendig ist. Hierzu gibt es auch einige hilfreiche Youtube Videos.
Wärmeschutz:
Vor unserem Ausbau haben wir uns hierüber Gedanken gemacht, kamen aber zu der Ansicht, dass ein sommerlicher Wärmeschutz irrelevant ist. Tagsüber ist man üblicherweise bei Hitze nicht im Camper, sondern draußen. Wenn man Abends zum Camper zurückkehrt und es darin stickig und heiß ist, kann man kurz die Fenster öffnen und mittels Luftzug einen kompletten Luftaustausch erzielen. Da die aufgewärmte Masse des Campers recht gering ist, staut sich die Hitze auch nicht so lange wie in einem Haus, das Fahrzeug kühlt innen also sehr schnell ab.
Kälteschutz:
Hierfür haben wir unsere Dämmung vorgesehen. Bei Reisen nach Schweden wird es nachts auch im Sommer recht frisch. Da heißt es Wärmeverluste reduzieren und Oberflächen warm halten. Auch eine Standheizung kann nur bedingt helfen, wenn die Wände nicht gedämmt sind. Außerdem kommt es bei exzessivem Heizen und fehlender Dämmung ggf. zu Kondensation. Hierzu später mehr…
Feuchteschutz:
Ich zitiere einen Mann vom Fach:
„Solang die Oberflächentemperatur über der von der Raumlufttemperatur und von der feuchte abhängigen Kondensationstemperatur liegt, tritt keine Kondensation auf und dadurch keine Kondensation auf.“
Damit die Dämmung funktioniert, gilt grundsätzlich, dass:
Die Dämmschicht muss trocken bleiben. Feuchtigkeit führt zu einem Wärmeaustausch und somit schnell zu einem Verlust der Dämmleistung. Auch Schimmelbildung wird bei angestauter Feuchte gefördert. Feuchtigkeit kann durch einen Luftaustausch oder durch Diffusion in die Dämmung geraten. Der Luftaustausch lässt sich verhindern durch eine Dampfsperrfolie, damit der Dämmraum luftdicht vom restlichen Raum getrennt ist. Diffusion lässt sich ebenso durch die Dampfsperrfolie verhindern. Bei Stoffen wie Armaflex, welche keinerlei Flüssigkeit aufnehmen, ist dieser Schritt nicht notwendig.
Diese 3 Aspekte sind für unsere Dämmung relevant. Doch um wirklich erfolgreich zu dämmen, sollten die folgenden Begriffe keine Fremdworte bleiben:
Kondensation und Taupunkt:
Aufgrund der Konzentrationsunterschiede an Flüssigkeit in der Luft im Innern des Campers, kann es zum sogenannten Taupunkt kommen: Taupunkt ist die Temperatur bei der die Raumluft beginnt auszukondensieren.
An kalten oberflächen reichert sich die Raumluftfeuchte an, der Sättigungsdruck sinkt ab und es kommt an der kalten Oberfläche zur Kondensation, d.h. es bilden sich sichtbare Tröpfchen. Bilden sich diese Tröpfchen am Blech hinter der Dämmung, kann es zur Schimmelbildung und Rost kommen, wenn die Flüssigkeit nicht mehr verdunsten kann.
Um Kondensation zu verhindern gilt es eine möglichst hohe Oberflächentemperatur im Innern zu halten. Ohne Dämmung wäre die Oberflächentemperatur bei einer Außentemperatur von minus 16 Grad und einer Innentemperatur von +20 Grad auf dem reinen Blech des Fahrzeugs bei -10 Grad. In diesem Fall würde feuchte Luft im Innern mit hoher Wahrscheinlichkeit kondensieren (ohne Dämmung). Generell spielt dabei natürlich die Raumluftfeuchte eine große Rolle. Das heißt, wer mit mehreren Personen im Camper übernachtet, kocht, wenig lüftet usw., wird schneller Kondensation verursachen.
Wärmebrücken
Wärmebrücken sind im Camper prinzipiell alle Teile des Rahmens, die ihr nach Anbringung der Dämmung noch nicht abgedämmt oder aber weniger gut gedämmt habt. Häufig sind dies Verstrebungen im Dach oder der Wand, an denen die Dämmung deutlich dünner ausfällt, dafür aber plan mit der dicken Dämmung in den breiten Flächen verläuft. An diesen Stellen ist der Wärmeverlust deutlich höher und der Temperaturunterschied zwischen Oberfläche und Raumluft am höchsten, sodass hier besonders schnell Kondensation auftreten kann.
Nun lassen sich diese Stellen schwer gänzlich vermeiden, da selbst bei dicker Dämmung bestimmte Holme etwas weiter hervorragen und schwer vollständig zu dämmen sind. Ziel sollte daher sein die Fläche, dieser gefährdeten Stellen zu minimieren. Dies ist zum Beispiel möglich durch das Anbringen von horizontalen Latten auf vertikalen Blechholmen, sodass nur kleine Kontaktflächen zwischen den Holmen und Latten entstehen (im Gegensatz dazu wäre ein vertikales Anbringen von Latten direkt auf den (vertikalen) Holmen nicht optimal).
Fazit
Abschließend lässt sich sagen, dass die wenigsten Hobby-Camper-Ausbauer wirklich im Winter bei Minus 15 Grad in Ihrem Eigenbau übernachten werden. Bei einem Blick in die Community gibt es diese Wintercamper, aber die Mehrheit nutzt ihr Fahrzeug für Urlaube von April bis Oktober. Eine Dämmung für extreme Wetterbedingungen schadet sicherlich nicht, aber wir haben uns dazu entschlossen an diesen Tagen einfach nicht in den Urlaub zu fahren. Und falls uns doch ein Blizzard auf unserem Italien-Urlaub im Juni erwischt, werden wir davon berichten!